Das 9‑Euro-Ticket hat gezeigt, wie groß der Wunsch nach einem kostengünstig nutzbaren öffentlichen Nahverkehr ist. Mit dem Deutschlandticket wurde dieser Weg nur in Teilen fortgesetzt. Unsere Landesregierung hat dafür gesorgt, dass das Deutschlandticket in ganz Thüringen gültig ist. Das werden wir fortführen und uns gegenüber der Bundesregierung für den Erhalt des Tickets und künftig einen günstigeren Preis einsetzen. Auch setzen wir uns gegenüber der Bundesregierung dafür ein, dass die Regionalisierungsmittel bedeutend erhöht werden, damit die notwendigen Investitionen in Verbindung mit den Landesmitteln getätigt werden können.
Unser langfristiges Ziel ist ein kosten- und ticketfreier öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) für alle. Auf dem Weg dahin werden wir Tarifstrukturen sichern, vergünstigte Tickets für einzelne Gruppen (Schüler:innen‑, Sozial- und Senior:innenticket) als Einstieg anbieten und Angebote für einen Euro pro Tag einführen. In einem ersten Schritt wollen wir ein landesweites 28-Euro-Ticket für junge Menschen bis zum 28. Lebensjahr anbieten. Schritt für Schritt wollen wir ein solches Ticket zur Regelleistung weiterentwickeln. Als Teil der Landesregierung werden wir die entsprechenden Förderrichtlinien zur Übernahme von Betriebsdefiziten bei den beteiligten Verkehrsunternehmen anpassen. Dazu werden wir auch die Bundesregierung zur sicheren Mitfinanzierung auffordern. Wir fordern ebenfalls die Kommunen auf, im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung Haushaltsmittel bereitzustellen. Das Ziel eines kostenfreien ÖPNV für alle schaffen wir nur gemeinsam mit unseren Kommunen.
Wir wollen das Rennsteigticket als positives Beispiel für die Zusammenarbeit von Wirtschafts- und Tourismusstrukturen im Nahverkehr erhalten und auf den gesamten Thüringer Wald ausweiten.
Verkehrsmittel müssen für alle Menschen zugänglich sein. Der barrierefreie Ausbau der Haltepunkte und Fahrzeuge sowie der Verkehrsinfrastruktur ist daher ein wichtiger Aspekt für die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs. Unsere Landesregierung hat erste Erfolge bei der Barrierefreiheit erzielt. Wir werden entsprechende Projekte ausbauen und fortsetzen.
Die Thüringer Linke wird sich dafür einsetzen, den öffentlichen Nahverkehr zu ertüchtigen, so dass gerade in ländlichen Regionen innovative Angebote den Linienverkehr ergänzen, damit Erreichbarkeit bis in das letzte Dorf garantiert werden wird. Das ist insbesondere für Frauen von großer Bedeutung, da sie wesentlich häufiger die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen als Männer. Dazu zählen zum Beispiel Schnell- und Bürger:innenbusse, Anrufbusse, Linientaxis, Wander‑, Rad- und Kombibusse, Car- und Bikesharing oder die Einrichtung von Bedarfshalten. Auch App-Lösungen zur Abholung können dazu beitragen, Mobilität zu garantieren. Weiterhin muss es die Möglichkeit geben, Tickets auch an Automaten, Schaltern oder in Bussen und Bahnen kaufen zu können. Denn das Ende des Verbrenners für eine klimaneutrale Zukunft muss verbunden sein mit der Sicherheit, auch ohne Diesel oder Benzin vom Dorf in die Stadt oder das nächste Dorf und zurück zu kommen.
Wir unterstützen Kooperationen des öffentlichen Nahverkehrs mit kommunalen Wirtschaftsunternehmen, Kultureinrichtungen, Krankenhäusern und anderen Leistungserbringern, um zusätzliche Verkehrsformen zu finanzieren.
Mit dem Ausbau eines landesweit getakteten Bus-Bahn-Netzes erreichen wir eine Angebotsverbesserung und Anbindung von Dörfern und Gemeinden an die Städte und zentralen Orte. Unser Thüringer Nahverkehrsplan muss ständig weiterentwickelt und verbessert werden.
Wir wollen einen landesweiten Thüringer Verkehrsverbund, perspektivisch als landeseigene Verkehrsgesellschaft mit abgestimmten Tarifen und Takten schaffen. Nur so ist es möglich, bestehende günstige Angebote auf ganz Thüringen auszuweiten, eine landesweit gültige Jahresnetzkarte zu entwickeln, attraktive Jobtickets anzubieten, flächendeckende Sozialtarife einzuführen und die Schritte zur kostenfreien Mobilität für Kinder und Jugendliche zu gehen. Wir werden weiterhin mit den Kreisen und kreisfreien Städten Gespräche dazu führen und finanzielle Anreize schaffen. Dabei wollen wir auch
prüfen, ob die Aufgaben des öffentlichen Nahverkehrs in einem landeseigenen Betrieb sinnvoller und vor allem im Hinblick auf soziale Aspekte effizienter gestaltet werden können.
Wir erreichen mit einem Ticket durch Thüringen, mit Fahrgastinformationen in Echtzeit, mit einem Routenplaner für den öffentlichen Nahverkehr in Thüringen und WLAN in Bus und Bahn mehr Kundenfreundlichkeit und Serviceorientierung.
Mit Kommunen, Verkehrsanbieter:innen, Fahrgästeverbänden und Expert:innen wollen wir für eine Diskussion zum Thema „Öffentlicher Personennahverkehr im Jahr 2030“ eine Strategiekommission einsetzen, die verkehrsträgerübergreifend ein Mobilitäts-Förderkonzept für Thüringen entwickelt – für bessere Mobilitätsangebote, Digitalisierung und die Kooperation der Verkehrsbetriebe.
Zur erfolgreichen Bewältigung der Klima- und Mobilitätswende braucht es den Masterplan Schiene 2030. Auf diesem wollen wir aufbauen, um beim Personen- und Güterverkehr in Thüringen Strecken zu reaktivieren, zu elektrifizieren und auszubauen. Das Mobilitätsnetzwerk Thüringen ist dabei ein wichtiger Partner. Wir wollen zudem einen Lenkungskreis Schieneninfrastruktur etablieren, um den Ausbau, Lückenschlüsse und Reaktivierungen vorzubereiten und auf den Weg zu bringen. Dazu wollen wir uns für zusätzliche Mittel des Bundes genauso starkmachen wir für weitere finanzielle Mittel im Land für den Ausbau des Verkehrs auf der Schiene.
Wir wollen weitere Reaktivierungen von Bahnstrecken für Personen- und Güterverkehr. Deshalb haben wir den Masterplan Schiene auf den Weg gebracht und entsprechende Möglichkeiten identifiziert.
Stillgelegte sowie heruntergekommene Bahnhöfe sollen zum Ausbau des Angebots auf dem Land und zur Attraktivitäts- und Sicherheitssteigerung saniert werden. Alle Bahnhöfe müssen im Sinne eines Sicherheitskonzeptes gut beleuchtet sein.
Wir werden im Dialog mit Unternehmen Potenziale für die Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene nutzen und, wo möglich, Förderungen bereitstellen.
Die Linke Thüringen plädiert für ein Förderprogramm für Investitionen zur Erneuerung und Vergrößerung des Fahrzeugparks, vor allem bei Schienenfahrzeugen, um die zunehmenden Passagierzahlen zwischen den Regionen und in den Städten zu bewältigen. Bei der Vergabe von Fördermitteln sind Antriebe mit erneuerbaren Energien bevorzugt zu fördern. Ein Fahrzeugpool des Landes oder mit Unterstützung des Landes kann Ausfallsicherheit erhöhen.
Eine weitere Privatisierung der Deutschen Bahn oder den Ausverkauf von Tochterunternehmen lehnen wir ab.
Die Standards bei Barrierefreiheit und Zugänglichkeit von Bahnhöfen und Verkehrsmitteln werden wir erhöhen, um für Menschen mit Behinderungen in der Fläche stärker Mobilität zu sichern.
Um Elektromobilität voranzubringen, wollen wir zum Beispiel Forschungsprojekte, die Nutzung von E‑Mobilität bei landeseigenen Fahrzeugen und im ÖPNV sowie vor allem den Ausbau der Lade-Infrastruktur unterstützen und bestehende Probleme bei der Stromnetzauslastung angehen.