Die Lin­ke Thü­rin­gen setzt sich für eine kon­se­quen­te und umfas­sen­de Demo­kra­ti­sie­rung ein. Über Akti­vi­tä­ten und Maß­nah­men in Gesell­schaft und Staat sol­len die­je­ni­gen Men­schen mit­be­stim­men kön­nen, die von den Aus­wir­kun­gen der jewei­li­gen Ent­schei­dun­gen betrof­fen sind. Dies gilt ins­be­son­de­re auch für die Ein­bin­dung von Frau­en in demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren. Mehr­heit­lich män­ner­do­mi­nier­te Gemein­de- und Stadt­rä­te, Kreis­ta­ge und der Land­tag sind ein Ver­lust für die demo­kra­ti­sche Wil­lens­bil­dung und Reprä­sen­ta­ti­on der Bevöl­ke­rung und nicht akzep­ta­bel.

Des­halb geht es sowohl um die Aus­wei­tung des Wahl­rechts und den Aus­bau der direk­ten Demo­kra­tie, bei­spiels­wei­se durch Volks- oder Bürger:innenbegehren, als auch um die Ent­wick­lung einer neu­en umfas­sen­den Mit­wir­kungs- und Mit­be­stim­mungs­kul­tur. Das betrifft auch Schu­len und Rund­funk­an­stal­ten, Verbraucher:innen- und Nutzer:innenbeiräte bei öffent­li­chen Unter­neh­men und Zweck­ver­bän­den und den Umbau der Kom­mu­nen in Betei­li­gungs­kom­mu­nen, wel­che bei­spiels­wei­se durch Bürger:innenhaushalte und Betei­li­gungs­bei­rä­te für kom­mu­na­le Pro­jek­te wir­ken.

Das Betei­li­gungs­al­ter für Wah­len und Abstim­mun­gen auf kom­mu­na­ler Ebe­ne wur­de auf 16 Jah­re abge­senkt. Damit kön­nen sich nun auch die Jugend­li­chen an den demo­kra­ti­schen Pro­zes­sen betei­li­gen. Eine wei­te­re Absen­kung des Wahl­al­ters auf 14 Jah­re wer­den wir sowohl auf Kom­mu­nal- als auch auf Lan­des­ebe­ne wei­ter­ver­fol­gen. Beim Pro­jekt Betei­li­gungs­kom­mu­nen muss auf der Ein­be­zie­hung jun­ger Men­schen ein beson­de­res Augen­merk lie­gen.

Mit einer Betei­lig­ten-Trans­pa­renz-Doku­men­ta­ti­on hat unse­re Lan­des­re­gie­rung auf Initia­ti­ve der Lin­ken dafür gesorgt, dass für jede und jeden über eine öffent­li­che Infor­ma­ti­ons­da­ten­bank beim Land­tag nach­voll­zieh­bar wird, wel­che Orga­ni­sa­tio­nen und Per­so­nen mit wel­chen Inhal­ten und Vor­schlä­gen auf die Lan­des­ge­setz­ge­bung Ein­fluss genom­men haben. Die­ses Trans­pa­renz­in­stru­ment hat sich mitt­ler­wei­le sehr bewährt und belegt in einem bun­des­wei­ten Ver­gleich hin­sicht­lich sei­ner inhalt­li­chen Qua­li­tät Platz eins. Die­se Trans­pa­renz­do­ku­men­ta­ti­on soll nach dem Wil­len der Lin­ken nun um ein Thü­rin­ger Lob­by­re­gis­ter ergänzt wer­den. Mit einem Lob­by­re­gis­ter kön­nen pro­ble­ma­ti­sche Ein­fluss­nah­men durch außer­par­la­men­ta­ri­sche Akteur:innen auf den Land­tag, die Abge­ord­ne­ten und Frak­tio­nen sowie die Lan­des­re­gie­rung auch in ande­ren Arbeits­be­rei­chen als der Gesetz­ge­bung noch bes­ser sicht­bar wer­den.

Für mehr Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit der Arbeit des Land­tags wol­len wir, dass alle Bera­tun­gen von Aus­schüs­sen des Land­tags grund­sätz­lich öffent­lich statt­fin­den.

Für ech­te Mit­be­stim­mung wol­len wir die Abschaf­fung des soge­nann­ten Finanz­ta­bus bei Volks­be­geh­ren durch­set­zen, um den Anwen­dungs­be­reich des Instru­ments deut­lich zu erwei­tern und auch Volks­be­geh­ren und Volks­ent­schei­de zu The­men zu ermög­li­chen, die finan­zi­el­le Aus­wir­kun­gen haben. Auch den Einwohner:innenantrag für alle Men­schen in Thü­rin­gen unab­hän­gig von der Staats­an­ge­hö­rig­keit auch auf der Lan­des­ebe­ne wol­len wir ein­füh­ren. Damit soll der Land­tag zur Bera­tung der Anlie­gen von in Thü­rin­gen leben­den Men­schen ohne deut­schen Pass ver­pflich­tet wer­den.

Wir wol­len das Wahl­recht moder­ni­sie­ren. Men­schen, die seit mehr als fünf Jah­ren ihren Lebens­mit­tel­punkt in Thü­rin­gen haben, sol­len sich unab­hän­gig von ihrer Staats­an­ge­hö­rig­keit an den Kom­mu­nal­wah­len betei­li­gen kön­nen.

Wir wol­len dar­über hin­aus mit einem Pari­täts­ge­setz die tat­säch­li­che Gleich­stel­lung der Geschlech­ter bei Land­tags­wah­len ermög­li­chen und dafür die ver­fas­sungs­recht­li­chen Wei­chen stel­len. Damit wür­de eine demo­kra­tisch ange­mes­se­ne Betei­li­gung der Hälf­te der Bevöl­ke­rung gewähr­leis­tet, wie es heu­te schon in zahl­rei­chen euro­päi­schen Staa­ten der Fall ist.

Die Anti­kor­rup­ti­ons­ar­beit wol­len wir moder­ni­sie­ren, unter ande­rem durch die Ein­füh­rung eines Regis­ters bei der Ver­ga­be öffent­li­cher Auf­trä­ge.

Die Lin­ke Thü­rin­gen wird auch wei­ter­hin eng mit dem Lan­des­ver­band des Ver­eins Mehr Demo­kra­tie e.V. und wei­te­ren außer­par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ven zusam­men­ar­bei­ten, um die Demo­kra­tie­ent­wick­lung in unse­rem Land par­la­men­ta­risch und außer­par­la­men­ta­risch vor­an­zu­trei­ben.

Wir möch­ten als Thü­rin­ger Lin­ke – unter Ein­be­zie­hung außer­par­la­men­ta­ri­scher Akteur:innen und deren Sach­ver­stands – eine Enquete­kom­mis­si­on im Land­tag ein­set­zen zu den The­men Her­stel­lung gleich­wer­ti­ger Lebens­ver­hält­nis­se, Ent­wick­lung länd­lich gepräg­ter Regio­nen, Nach­hal­tig­keit – vor allem auch in ihren sozia­len, öko­lo­gi­schen und kul­tu­rel­len Gesichts­punk­ten – und Stär­kung der Hand­lungs­fä­hig­keit der Kom­mu­nen, ein­ge­schlos­sen die finan­zi­el­len Aspek­te. Sie soll zu die­sen The­men kon­kre­te Hand­lungs­vor­schlä­ge erar­bei­ten.

Auch ein Thü­rin­ger Ehren­amts­för­der­ge­setz – eine lang­jäh­ri­ge For­de­rung der Lin­ken – soll in Kraft tre­ten. Dem für die Gesell­schaft und die Men­schen in Thü­rin­gen unver­zicht­ba­ren und viel­fäl­ti­gen ehren­amt­li­chen Enga­ge­ment wird so eine umfas­sen­de und ver­läss­li­che Unter­stüt­zungs- und Finan­zie­rungs­ba­sis gege­ben.

Wir wol­len die Thü­rin­ger Ver­fas­sung moder­ni­sie­ren. Auch auf Initia­ti­ve der Land­tags­frak­ti­on der Par­tei Die Lin­ke hat der Thü­rin­ger Land­tag im Lau­fe der 7. Wahl­pe­ri­ode die Debat­te über die Wei­ter­ent­wick­lung der Thü­rin­ger Ver­fas­sung geführt und dazu auch einen Ver­fas­sungs­aus­schuss ein­ge­rich­tet. In die inhalt­li­che Dis­kus­si­on wur­den vie­le enga­gier­te außer­par­la­men­ta­ri­sche Orga­ni­sa­tio­nen und Ein­zel­per­so­nen vor allem aus Thü­rin­gen ein­be­zo­gen, die vie­le wich­ti­ge Argu­men­te und sinn­vol­le Vor­schlä­ge in die par­la­men­ta­ri­sche Arbeit ein­brach­ten. Wir plä­die­ren des­halb dafür, in der kom­men­den 8. Wahl­pe­ri­ode im Thü­rin­ger Land­tag wie­der einen Ver­fas­sungs­aus­schuss ein­zu­rich­ten, um uner­le­dig­te Gesetz­ent­wür­fe der 7. Wahl­pe­ri­ode und wei­te­re neue The­men zu bear­bei­ten. Es geht zum Bei­spiel um die wei­te­re Stär­kung der Kin­der­rech­te, die Auf­nah­me einer Anti­fa­schis­mus- und Anti­ras­sis­mus-Klau­sel sowie eine Klau­sel gegen Anti­se­mi­tis­mus nach dem Vor­bild der Län­der Bran­den­burg und Sach­sen-Anhalt. Die The­men haben wir schon als Ver­fas­sungs­än­de­run­gen ein­ge­bracht, sie fin­den aber lei­der der­zeit kei­ne Mehr­heit. Es geht aber auch um neue wei­te­re The­men wie die Stär­kung und Schaf­fung von wei­te­ren Grund­rech­ten und Staats­zie­len, zum Bei­spiel im Bereich Woh­nen, Arbeit, Mobi­li­tät, Bil­dung, Lern­mit­tel­frei­heit.

Reli­gi­ons- und Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaf­ten sind selbst­ver­ständ­li­cher Teil des öffent­li­chen Lebens. Die Lin­ke Thü­rin­gen tritt für die insti­tu­tio­nel­le Tren­nung von Staat und Kir­che ein. Wir sind gegen die ein­ge­schränk­ten Arbeitnehmer:innenrechte in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen und for­dern die Ablö­sung der Staats­leis­tun­gen an die Kir­chen. Gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment der Kir­chen soll­te geför­dert wer­den – aller­dings in glei­chem Maße wie bei ande­ren sozia­len und gesell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen.