Zu viele Menschen sind in den letzten drei Jahrzehnten, insbesondere in den 1990er Jahren aus Thüringen abgewandert. Hundertausende sind in den Westen gegangen. Heute fehlt uns diese Generation an allen Ecken und Enden. Weiterhin werden mehr Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden, als wir neu ausbilden können. Wir brauchen attraktivere Ausbildungsmöglichkeiten hier im Land, damit niemand mehr in andere Bundesländer ausweichen muss und wir zudem auch junge Menschen zurückholen können.
Das Land bildet selbst aus und könnte zum Beispiel über gute und günstige Azubi-Wohnheime Unterstützung leisten. Auch die Arbeitsbedingungen und die Löhne müssen nachhaltig besser werden, damit hier attraktivere Jobs entstehen. Eine gute Familienvereinbarkeit in Unternehmen und im Landesdienst ist ein wesentlicher Standortfaktor, um Menschen zum Bleiben zu bewegen oder zu motivieren, nach Thüringen (zurück) zu kommen. Doch all das reicht nicht. Auch deswegen müssen wir Menschen, die hier leben, den Weg in Arbeit erleichtern. Unter anderem braucht es dafür einen Spurwechsel in der Migrationspolitik. Wer als geflüchteter Mensch hergekommen ist, muss das Recht erhalten, eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen, um das Leben mit den eigenen Händen verdienen zu können. Arbeitsverbote müssen der Vergangenheit angehören, ein Recht auf Arbeit braucht es, um das Leben selbst gut gestalten zu können. Insbesondere wer bei uns längst in Lohn und Brot steht, dem müssen wir auch eine geordnete Bleibeperspektive bieten. Ebenso ist es an der Zeit, verfolgten Jesid:innen den notwendigen Status als Flüchtlinge mit Bleibeperspektive zu gewähren. Wir wollen das Menschenrecht auf Asyl verteidigen, Menschen das Ankommen möglich machen und eine solidarische Gesellschaft für all diejenigen, die hier leben. Wir sind froh darum, dass es noch immer viele zivilgesellschaftliche Stimmen gibt, die deutlich machen, dass es darum gehen muss, Menschen hier eine sichere und menschenwürdige Zukunft zu geben. Während viele von Abschottung und Verschärfungen sprechen, sind diejenigen umso wichtiger, die sich für Menschenrechte, Integration und Teilhabe einsetzen. Es braucht sichere Bleibe- und Teilhabeperspektiven, unter anderem durch Arbeitsaufnahme und gut ausgestattete soziale und öffentliche Daseinsvorsorge für alle. Es gilt, das Grundrecht auf Asyl zu verteidigen und das Recht auf Arbeit und soziale Sicherheit zu gewährleisten. Was wir brauchen, sind sichere Wege statt Symbolpolitik mit sicheren Herkunftsländern und ein Recht auf Arbeit statt Arbeitsverbote. Wir wollen eine Politik der Solidarität, die allen in diesem Land zugutekommt. Egal aus welchem Grund Menschen zu uns kommen: Wir wollen sie gewinnen für eine gute Zukunft, für die wir jede Hand und jeden Menschen mit seinen und ihren Ideen für ein weltoffenes Thüringen brauchen können.