Wir wol­len die von Bürger:innen genutz­te Poli­zei­ver­trau­ens­stel­le für Beschwer­den von Polizeibeamt:innen öff­nen und zu einer unab­hän­gi­gen und aus den Poli­zei­struk­tu­ren her­aus­ge­lös­ten Poli­zei­be­schwer­de- und Ermitt­lungs­be­hör­de mit eige­nen Kom­pe­ten­zen aus­bau­en. Dazu wol­len wir das Poli­zei­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­setz ändern und eine Bun­des­rats­in­itia­ti­ve zur Anpas­sung der Län­der­kom­pe­ten­zen ansto­ßen.

Wir set­zen uns für eine kon­se­quen­te Durch­set­zung der 2017 ein­ge­führ­ten Kenn­zeich­nungs­pflicht für die Poli­zei ein. Somit stel­len wir sicher, dass Betrof­fe­ne von Poli­zei­ge­walt eine kla­re Anga­be zu poten­zi­el­len Täter:innen geben kön­nen.

Wir wol­len das jähr­li­che Hin und Her um die Aus­zu­bil­den­den­zah­len und die Lot­te­rie der Abga­be­pla­nung fer­tig­aus­ge­bil­de­ter Anwär­te­rin­nen und Anwär­ter been­den. Dazu wol­len wir eine
Per­so­nal­ent­wick­lungs­kon­zep­ti­on für die nächs­ten zehn Jah­re auf den Weg brin­gen. So lässt sich Zuver­läs­sig­keit und eine ange­mes­se­ne Per­so­nal­aus­stat­tung lang­fris­tig sichern.

Wir wol­len eine auf die­se Per­so­nal­ent­wick­lungs­kon­zep­ti­on auf­bau­en­de vor­aus­schau­en­de Per­so­nal­pla­nung und Ein­stel­lungs­ver­fah­ren, die auf sich ver­än­dern­de Alters­ab­gän­ge, Bewer­bungs- und Ein­stel­lungs­la­gen sowie den demo­gra­fi­schen Wan­del reagie­ren. Unbe­setz­te Stel­len wer­den wir schnel­ler nach­be­set­zen.

Wir wol­len die Eva­lua­ti­on der Expert:innenkommission zur Poli­zei­struk­tur­re­form vor zehn Jah­ren auf­grei­fen und die not­wen­di­ge Struk­tur­de­bat­te ehr­lich und auf Augen­hö­he mit den Bediens­te­ten und Poli­zei­ge­werk­schaf­ten füh­ren, damit Polizist:innen, die wir 2024 aus­bil­den, auch in den kom­men­den Jahr­zehn­ten eine sta­bi­le Arbeits­grund­la­ge haben, um jeder­zeit per­so­nell ein­satz­fä­hig anfal­len­de Her­aus­for­de­run­gen zu bewäl­ti­gen.

Wir wol­len die Bil­dungs­ein­rich­tun­gen der Thü­rin­ger Poli­zei zum moder­nen „Poli­zei­bil­dungs-Cam­pus 2030“ aus­bau­en, sozia­le Begeg­nungs­räu­me schaf­fen, die Sport­an­la­gen ertüch­ti­gen, die Aus­bil­dung auf moder­ne Kri­mi­na­li­täts­phä­no­me­ne spe­zia­li­sie­ren, Anwärter:innen kos­ten­frei unter­brin­gen und Men­schen­rechts- und Demo­kra­tie­bil­dung im Sozi­al­kom­pe­tenz­zen­trum ver­stär­ken.

Wir wol­len die bestehen­de Arbeits­ver­dich­tung wei­ter redu­zie­ren, zum Bei­spiel durch pra­xis­nä­he­re Ver­ein­fa­chung und Digi­ta­li­sie­rung all­täg­li­cher Pro­zes­se bei der Schutz- und Kri­mi­nal­po­li­zei, um Kran­ken­stand und Über­stun­den ent­ge­gen­zu­wir­ken. Dop­pel­auf­ga­ben müs­sen redu­ziert wer­den.

Damit Polizist:innen nicht auf der Stra­ße feh­len, wol­len wir für Tätig­kei­ten, für die kei­ne hoheit­li­chen Befug­nis­se nötig sind, auch auf Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te zurück­grei­fen und die Mög­lich­kei­ten für Quereinsteiger:innen oder exter­ne Spezialist:innen, zum Bei­spiel für IT aus­deh­nen.

Poli­zei­li­che IT-Struk­tu­ren wol­len wir wei­ter daten­si­cher aus­bau­en sowie Res­sour­cen bereit­stel­len, um ein Ein­satz­leit­sys­tem der Zukunft und poli­zei­li­che Fach­ver­fah­ren zu ermög­li­chen. „Inter­net am Arbeits­platz“ wol­len wir flä­chen­de­ckend in allen Dienst­stel­len aus­rol­len. Bund-Län­der-Pro­jek­te wie „Poli­zei 20/20“ oder Län­der­ko­ope­ra­tio­nen wie das „Gemein­sa­me Kom­pe­tenz- und Dienst­leis­tungs­zen­trum“ wer­den wir wach­sam beglei­ten, auch damit das Gefah­ren­ab­wehr­recht der Län­der nicht über­schrit­ten wird.

Wir wol­len uns für die Schaf­fung höher­wer­ti­ger Stel­len im Tarif­be­reich ein­set­zen (höher als E 3/E 5). Das soll ent­we­der durch Stel­len­he­bun­gen oder durch die Schaf­fung neu­er Stel­len erreicht wer­den.

Die­se höher­wer­ti­gen Tätig­kei­ten sol­len den Tarif­be­schäf­tig­ten dann ent­spre­chend über­tra­gen wer­den.

Wir wol­len die Erschwer­nis­zu­la­gen­ver­ord­nung anpas­sen, die Umset­zung unse­res Land­tags­be­schlus­ses zur Erhö­hung von „Dienst zu ungüns­ti­gen Zei­ten“ auf die im Bund gel­ten­de Höhe for­cie­ren und das Zula­gen­sys­tem wei­ter an die unter­schied­li­chen Belas­tun­gen der Poli­zei anpas­sen und gerech­ter gestal­ten.

Wir wol­len eine rechts­si­che­re leis­tungs- und zeit­ge­re­gel­te Lösung für eine ver­bes­ser­te Beför­de­rung in das 2. Beför­de­rungs­amt schaf­fen, das Beur­tei­lungs­we­sen und Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten ver­bes­sern. Die Rück­kehr zur Ruhe­ge­halts­fä­hig­keit der Poli­zei­zu­la­ge wol­len wir prü­fen.

Wir wol­len ein ver­pflich­ten­des Ange­bot zur Rege­ne­ra­ti­on und Gesund­heits­för­de­rung für Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten schaf­fen, ins­be­son­de­re durch bes­se­re Sport­mög­lich­kei­ten, Kur­se und Ange­bo­te zur Rege­ne­ra­ti­on sowie Erho­lung für Thü­rin­ger Poli­zei­be­diens­te­te jeden Alters. Zudem muss die Thü­rin­ger Poli­zei fami­li­en­freund­li­cher wer­den, etwa bei Schicht­diens­ten. Die Gewin­nung von mehr Frau­en, Migrant:innen und quee­ren Per­so­nen in der Lan­des­po­li­zei begrü­ßen wir.

Das Poli­zei­recht wer­den wir wei­ter bürger:innenrechtsfreundlich fort­ent­wi­ckeln. Befug­nis­se zur Gefah­ren­ab­wehr wer­den wir dann stär­ken, wenn sie erfor­der­lich und ver­hält­nis­mä­ßig sind. Wir wol­len
mit einem Poli­zei­aus­schuss im Thü­rin­ger Land­tag eine bestehen­de Lücke par­la­men­ta­ri­scher Kon­trol­le der nach­rich­ten­dienst­li­chen Befug­nis­se bei der Poli­zei schlie­ßen, ins­be­son­de­re für den Bereich der V‑Personen und der ver­deck­ten Ermitt­le­rin­nen und Ermitt­ler, und die Befug­nis­se der Poli­zei auf ihre Wirk­sam­keit und Not­wen­dig­keit prü­fen. Nicht nur der Umgang mit Waf­fen muss regel­mä­ßig geübt wer­den: Wir wol­len für die Thü­rin­ger Poli­zei künf­tig ein ver­pflich­ten­des Fort­bil­dungs­an­ge­bot ein­füh­ren, um rele­van­te Kom­pe­ten­zen, neue Ent­wick­lun­gen und For­schungs­er­kennt­nis­se glei­cher­ma­ßen an alle Polizist:innen wei­ter­zu­ver­mit­teln.

Pfef­fer­spray soll wegen sei­ner erheb­lich gesund­heits­ge­fähr­den­den Wir­kung künf­tig nur noch zur unmit­tel­ba­ren Abwehr von Gefah­ren für Leib, Leben und Gesund­heit sowie erheb­li­cher Sach­wer­te ein­setz­bar sein. Wir wol­len den Ein­satz soge­nann­ter Schmerz­grif­fe regeln.

Die durch Gerich­te für rechts­wid­rig erklär­te Pra­xis von soge­nann­tem Racial Pro­fil­ing wol­len wir über­win­den. Dazu trägt eine Ergän­zung der Aus- und Fort­bil­dung der Thü­rin­ger Poli­zei um ras­sis­mus- und dis­kri­mi­nie­rungs­kri­ti­sche und men­schen­rechts­bil­den­de Inhal­te eben­so wirk­sam bei wie die Strei­chung von Ein­griffs­be­fug­nis­sen im Poli­zei­auf­ga­ben­ge­setz, die Racial Pro­fil­ing beför­dern. Zudem wol­len wir die Befug­nis­se zu anlass­lo­sen Kon­trol­len in soge­nann­ten Gefah­ren­ge­bie­ten strei­chen und lan­des­weit ein Quit­tungs­sys­tem für Kon­trol­len ein­füh­ren.

Die Sta­tis­tik der poli­tisch moti­vier­ten Kri­mi­na­li­tät (PMK) soll um das Merk­mal „ras­sis­tisch moti­vier­te Straf­tat“ sowie „que­er­feind­li­che Gewalt und Straf­ta­ten“ ergänzt und dif­fe­ren­ziert nach Betrof­fe­nen­grup­pen geführt wer­den. Für die­se Ände­rung wer­den wir uns auch auf Bun­des­ebe­ne ein­set­zen.

Wir wol­len die Moder­ni­sie­rung und den Neu­bau von Lie­gen­schaf­ten wei­ter vor­an­trei­ben und dafür sor­gen, dass Thü­rin­ger Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten eine siche­re Arbeits­um­ge­bung haben und zugleich die Erreich­bar­keit für Bürger:innen erhöht wird.

Wir wol­len die Poli­zei für Sei­ten­ein­stei­ge­rin­nen und ‑ein­stei­ger wei­ter öff­nen, zum Bei­spiel im IT-Bereich, und die getrennt lau­fen­de Aus­bil­dung für Schutz­po­li­zis­tin­nen und ‑poli­zis­ten und Kri­mi­na­lis­tin­nen und Kri­mi­na­lis­ten (Y‑Ausbildung) ein­füh­ren.

Wir wol­len die Auf­stiegs­mög­lich­kei­ten in die nächst­hö­he­ren Lauf­bah­nen ver­bes­sern. Auf­stiegs­mög­lich­kei­ten sol­len so gestal­tet wer­den, dass tat­säch­li­che Chan­cen­gleich­heit herrscht. Hier­zu sol­len die ein­schlä­gi­gen Geset­ze, Ver­ord­nun­gen, Erlas­se etc. über­prüft und novel­liert wer­den.

Die Prä­ven­ti­ons­ar­beit in der Thü­rin­ger Poli­zei wol­len wir wei­ter stär­ken und vor dem Hin­ter­grund immer neue­rer Phä­no­me­ne die poli­zei­li­che Kri­mi­nal­prä­ven­ti­on nicht nur über die Lan­des­po­li­zei­in­spek­tio­nen, son­dern auch in gebün­del­ter Form bewerk­stel­li­gen, ins­be­son­de­re zu Inter­net­kri­mi­na­li­tät und Betrugs­prä­ven­ti­on, die alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im gan­zen Frei­staat betref­fen.

Wir wol­len Kom­mu­nen dabei unter­stüt­zen, die Kon­trol­le der Lage­rung von Waf­fen und Muni­ti­on sicher­zu­stel­len und bei Ver­stö­ßen bestehen­de Waf­fen­er­laub­nis­se zu wider­ru­fen.

Wir wol­len das bewähr­te Kon­zept der Kon­takt­be­reichs­be­am­tin­nen und ‑beam­ten im länd­li­chen Raum wei­ter stär­ken und sie noch mehr zur ers­ten poli­zei­li­chen Anlauf­stel­le für Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner machen. Es bedarf einer ste­ti­gen Auf­ga­ben­kri­tik und Fort­ent­wick­lung der Struk­tu­ren in der Thü­rin­ger Poli­zei, damit die Men­schen in Thü­rin­gen wei­ter­hin von einem hohen Sicher­heits­ni­veau pro­fi­tie­ren und Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten moti­viert ihre Arbeit leis­ten kön­nen.

Wir wol­len die poli­zei­li­che Prä­ven­ti­ons­ar­beit stär­ken und durch die Schaf­fung einer Ansprech­per­son für que­er­feind­li­che Straf­ta­ten unter­stüt­zen.

Wir wol­len Schu­lung der Opfer­schutz­be­auf­trag­ten der Thü­rin­ger Poli­zei für den Umgang mit LSBTIQ*-Menschen eta­blie­ren und stär­ken und wol­len die „Poli­zei­li­chen Maß­nah­men in Fäl­len häus­li­cher Gewalt: Leit­li­ni­en für die Thü­rin­ger Poli­zei“ in Bezug auf die Ziel­grup­pe LSBTIQ*-Menschen über­ar­bei­ten.

Für die Thü­rin­ger Poli­zei wol­len wir ein „Leit­bild Poli­zei Thü­rin­gen“ erar­bei­ten – gemein­sam mit den Poli­zei­be­am­tin­nen und ‑beam­ten in Thü­rin­gen, den Poli­zei­ge­werk­schaf­ten, Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern der Poli­zei­bil­dungs­ein­rich­tung und Fach­leu­ten einer bürger:innennahen und bürger:innenrechtsorientierten Sicher­heits­po­li­tik. Das Leit­bild soll die Grund­la­ge für die wei­te­re kon­ti­nu­ier­li­che Ent­wick­lung der Thü­rin­ger Poli­zei in den nächs­ten Jah­ren sein.